IHF-FH-WM in Horažďovice/CZ 07.-09.11.2014
Tag 1 - 08.11.2014
Als Leistungsreferentin ist es mir eine große Ehre unsere österreichischen Teams
als Mannschaftsführer und Betreuer zur IHF-Fährtenweltmeisterschaft zu begleiten:
Die Anreise nach Tschechien war für uns alle etwas mühsam, da großteils auf mit LKWs und Traktoren befüllten Bundesstraßen. Letztendlich sind wir aber alle gut im netten Hotel Prachen gelandet um Freitagabend überaus herzlich von unseren tschechischen Freunden empfangen zu werden.
Die Präsidentin des tschechischen Hovawartklubs, Frau Tereza Mulačová, stellte die einzelnen Teilnehmer, Richter, Fährtenleger und Prüfungsleiter sowie Dolmetscher vor, um anschließend den Ablauf des Turniers zu erläutern. Bevor wir uns zum Abendessen ins Restaurant zurückziehen durften, war jedoch schon die erste Challenge die Vermessung der Fährtenleinen.
Wie in Fachkreisen hinlänglich bekannt ist, haben Fährtenleinen die schlechte Angewohnheit von Zeit zu Zeit zu schrumpfen;-). Unter den gestrengen Augen des tschechischen Hauptrichters Herrn Karel Nedvěd wurden die Leinen auf die exakte Länge von 10m geprüft und bei mehreren Teilnehmern fehlten 15-20cm. Dies betraf leider auch unsere Starter Elisabeth und Jacques. Glücklicherweise konnte Peter Artner eine alte Leine opfern, welche wir in Stücke schnitten und jeweils die Fährtenleinen kunstvoll verlängerten. Auch dem deutschen Team konnten wir so aushelfen.
Am Samstag war pünktlich um 9 Uhr Abfahrt zum Fährtenstützpunkt in Defurovy Lažany, ein kleiner ca. 12km entfernter Ort. Bei ca. 6° Außentemperatur und noch zarten Nebelschwaden, durch die die Morgensonne blinzelte, fuhren wir durch verschlafene Ortschaften über das hügelige Gelände auf hochschaubahnartigen Landesstraßen vorbei an Schaf-und Kuhherden und idyllischen Seen. Etwas außerhalb der Ortschaft fanden wir uns beim örtlichen Hundesportverein ein - mitten in einem großen Wiesenstück. Nun durften zur offiziellen Eröffnung der WM alle Teilnehmer mit ihren Hunden Aufstellung nehmen. Sogar die tschechische Hymne wurde gespielt. Auch heuer wurden die österr.Teilnehmer mit "Team Austria"-Jacken vom Österr.Hovawartklub ausgestattet und bildeten einen schönen Blickfang.
Im Anschluss wurden die Startnummern gelost. Die Starter wurden dann in 2 Gruppen aufgeteilt.
Peter zog die Startnummer 6 und war somit der ersten Startgruppe zugeteilt, Elisabeth die Nummer 12 und Jacques die Nummer 9, beide daher in der zweiten Startgruppe.
Jede Gruppe wurde dann von den Prüfungsleitern zu ihren jeweiligen Einsatzgebieten geführt, die wiederum einige Kilometer entfernt waren. Das Gelände der ersten Gruppe war Acker mit Bewuchs und das der Zweiten Wiese. Am Sonntag werden die Gelände getauscht.
Als erster Starter auf Wiese ging der Tscheche Tomas Pospisil mit dem blonden Rüden Armin Hali Gali ins Rennen und legte gleich 92 Punkte vor. Die schwarze Hündin Ceres vom Edelstein des deutschen Dirk Blazy suchte sehr langsam und ausführlich, leider etwas abgelenkt von einigen frechen Mäusen, die übers Feld flitzten – 87 Punkte. Nun durften wir unserem ersten Starter die Daumen drücken: Jacques Volkmar. Leider ließ Bianca 2 Gegenstände liegen und 2 weitere wurden nicht korrekt verwiesen. Da Bianca die schlechte Angewohnheit hat, bei Turnieren gerne stehend statt liegend zu verweisen, wurde der Endgegenstand auch noch zum Verhängnis: Die Hündin blieb stehen, Jacques ließ die Leine fallen um zu ihr zu treten. Da läuft sie wieder los, um ein paar Meter weiter den Endgegenstand anzuzeigen. Daher ein weiterer Punkteabzug für den Fehlverweis. Trotzdem gab es noch schöne 80 Punkte, da sie wirklich sehr gleichmäßig und exakt an den Winkeln gearbeitet hatte.
Nun wurde das Gelände gewechselt, wieder ein paar Kilometer retour. Die nächste Starterin aus Finnland, Titta Jarvenpaa erreichte mit dem schwarzen Gapo Lumen nach einer sehr ausgeglichenen Arbeit 96 Punkte. Ja, wir konnten schon sehen, die Konkurrenz ist hart. Doch nun kam Elisabeth Mittermayr mit Erik. Das Team startete sehr zuverlässig, die Gegenstände wurden alle verwiesen, jedoch wünschte sich Richter Nedvěd die Anzeige etwas rascher und genauer. Einen Gegenstand zeigte der Rüde sitzend an, dann kitzelte etwas an der Nase, er begann sich zu kratzen und legte sich schließlich hin, was leider als Positionsveränderung gewertet wurde. Dort und da wich er kurz von der Fährte ab, um sich zu überzeugen am rechten Weg zu sein. Letztendlich konnte sich Elisabeth aber über sehr gute 92 Punkten freuen!
Die letzte Starterin auf Wiese war die deutsche Judith Schult, die uns mit ihrer Hündin Fedda Hinter Garten eine Lehrstunde im Fährtensuchen gab und mit 99 Punkten belohnt wurde. Die Hündin verwies alle Gegenstände stehend und machte keinen für uns sichtbaren Fehler.
Bei der zweiten Gruppe startete die deutsche Ute Andric mit Hiska vom Negro Lobo trotz eines verpassten Gegenstands mit 93 Punkten. Die nassen, relativ hoch und dicht bewachsenen Felder mit zahlreichen Traktorspuren machten der Slowakin Zuzana Obranová mit Everest Královska stráz ordentlich zu schaffen. Das junge Getreide musste offenbar sehr lecker schmecken, denn der Rüde blieb immer wieder stehen, um sich zu verköstigen. Da blieben leider nur 73 Punkte übrig. Ähnlich erging es der langjährigen schwedischen WM-Starterin Carina Jonsson – auch hier blieben nur 80 Punkte. Der slowakische Richter Peter Lengvarsky legte besonderen Wert auf eine Ausarbeitung im gleichmäßigen Tempo, sowie einer tiefen Nase, was bei dem hohen Bewuchs nicht so einfach war.
Unseren letzten österreichischen Starter, Peter Artner ereilte leider dasselbe Schicksal, Chrissy suchte zügig, nahm die Winkel perfekt, nur legte sie immer wieder eine Fresspause ein. Sie verwies auch nahezu alle Gegenstände ordnungsgemäß, nur einer lag zu weit unter dem Hund und bei einem anderen, den sie korrekt liegend verwiesen hatte, war ein Getreidebüschel zu verführerisch und sie robbte beim Näherkommen ihres Herrlis über den Gegenstand nach vorne, um mal zu kosten. Ergebnis: 78 Punkte. Richter Lengvarsky taufte bei der Belehrung das Gelände daraufhin „Happy Dog Wiese“. Der tschechische Lokalmatador Miroslav Pospisil mit Cindy vom Phillipsdorf wurde seinem Ruf gerecht und erreichte 95 Punkte. Der Tschechin Dana Kralová mit Aila Kasurgis blieb nicht weit dahinter mit 93 Punkten, nur die letzte tschechische Starterin Timotea Dekanová hatte auch einen gesundheitsbewußten Hund mit Hang zum Grünfutter – sie erreichte mit Blacky od Královského rybnika nur 71 Punkte.
Nach getaner Arbeit traf man sich wieder am Hundeplatz um ein leckeres Mittagessen in der lauen Nachmittagssonne zu genießen und die Erfahrungen des heutigen Tages auszutauschen. Noch ist alles offen und wir sind alle gespannt, was der morgige Tag bringen wird.
Tag 2: 09.11.2014
Der zweite Turniertag begann mit sehr trüben und 8° kalten Wetter. Nebelschwaden begleiteten uns den ganzen Tag.
Abfahrt zum Fährtenstützpunkt war heute erst um 9.30 Uhr. Die Gruppen vom Vortag wurden getauscht und somit auch die Art der Fährtengelände (Wiese und Feld mit Bewuchs),
Als erste Teilnehmerin auf stark bewachsenem Feld startete unsere Elisabeth. Wir Zuschauer konnten eigentlich kaum Fehler entdecken, Erik fand auch alle Gegenstände. Nur leider hatte Richter Lendvarsky neben einigen Kleinigkeiten Einiges an den Gehwegen und Positionen der Hundeführerin auszusetzen. Schade nur, dass der Richter vom Vortag diesbezüglich anderer Meinung war. Es wäre wohl wünschenswert gewesen, hätten sich die Richter abgesprochen. Wie auch immer konnten wir Elisabeth zu noch immer guten 81 Punkten gratulieren.
Die Beste vom Vortag, Judith Schult, hatte diesmal massive Probleme, so dass der Richter eigentlich schon abgebrochen hatte, dann aber der Fährtenleger zeigte, dass der Hund am Gegenstand lag. Der Richter erlaubte ein neuerliches Ansetzen, was dann noch zu 82 Punkten führte. Die Finnin Jarvenpas konnte die Vortagsleistung mit 90 Punkten auch nicht ganz halten. Ebenso erging es dem Tschechen Tomas Pospisil. Er startete sehr souverän, doch in der zweiten Hälfte der Fährte, mußte der Rüde doch start entlasten und verpasste den Endgegenstand - 86 Punkte. Jacques' Bianca war leider heute gar nicht gut drauf. Sie ließ 4 Gegenstände liegen um zuletzt auch noch in die Verleitung zu gehen - sehr schade und nur 34 Punkte.
Die Glanzleistung des Tages war aber eine 100 Punkte Fährte der deutschen Ute Andric, womit sie sich zur heurigen Weltmeisterin krönte. Punktegleich war Miroslav Pospisil, der allerdings die geringere Punkteanzahl in der Einzelfährte hatte und dadurch nun schon zum 4.Mal in Folge den undankbaren 2.Platz erreichte. Am 3.Platz fand sich Dana Kralová wieder. Somit ergab sich in der Länderwertung die selbe Platzverteilung wie im Vorjahr: Gewinner Deutschland, 2. und 3. Platz ging an Tschechien.
Die stimmungsvolle Siegerehrung im Nebel fand im Anschluß an den Bewerb direkt am Hundeplatz statt.
Wir gratulieren ganz herzlich den Gewinnern und natürlich den österreichischen Teilnehmern, die tapfer und engagiert gekämpft haben und sehr schöne Leistungen gezeigt haben!
Rang | Punkte | Teilnehmer |
---|---|---|
1 | 93/100=193 P. | Ute Andric mit Hiska vom Negro Lobo |
2 | 95/98=193 P. | Miroslav Pospisil mit Cindy vom Phillipsdorf |
3 | 93/95=188 P. | Dana Kralová mit Aila Kasurgis |
4 | 96/90=186 P. | Titta Jarvenpaa mit Gapo Lumen |
5 | 99/82=181 P. | Judith Schult mit Fedda Hinter Garten |
6 | 80/98=178 P. | Carina Jonsson mit Scanderna's Bosco |
7 | 92/86=178 P. | Tomas Pospisil mit Armin Hali Gali |
8 | 92/81=173 P. | Elisabeth Mittermayr mit Erik von der Grunenburg |
9 | 78/93=171 P. | Peter Artner mit Chrissy von der Wassernixe |
10 | 73/91=164 P. | Zuzana Obrancová mit Everest Kralovská stráz |
11 | 87/74=161 P. | Dirk Blazy mit Ceres vom Edelstein |
12 | 71/87=158 P. | Timotea Dekanova mit Blacky od Královskeho rybnika |
13 | 80/35=115 P. | Jacques Volkmar mit Bianca du Clos Chalandré |
Wir bedanken uns beim tschechischen Hovawartklub und beim Hundesportverein in Defurovy Lažany für die gute Organisation und freundliche Betreuung und freuen uns schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Schweden!