IHF Fährten Weltmeisterschaft 2011
Freitag, 4.11.2011
Ankunft in Kerpen- Sirndorf nahe Köln im Hotel Europarc, das als Stützpunkt und Quartier für alle Teilnehmer dient.
Zwei unserer Starterinnen sind bereits seit gestern hier und konnten sich bereits akklimatisieren.
Zu Mittag empfangen uns strahlender Sonnenschein und Sommertemperaturen um 22°C. Da wir mit 4° Österreich verlassen hatten, war das schon ein ziemlicher Temperaturschock.
Den nächsten Schock ereilte eine unserer Starterinnen – Inge Fiedler bei der heutigen Fahrt auf das Trainingsgelände. Ihr Auto spuckte nur mehr Rauch und musste abgeschleppt werden. Leider handelt es sich um einen gröberen Schaden und so musste sich noch ihr Mann mit dem zweiten Auto von Österreich auf die lange Reise machen.
Um 19 Uhr versammelten sich alle im Hotel zum Begrüßungsabend. Der Präsident der IHF, Hr. Peter Thome begrüßte alle Teilnehmer, Richter, Fährtenleger und Funktionäre. Besonderer Dank erging an Cathrin und Mathias Gasterich, die für die Organisation vor Ort verantwortlich zeichnen. Im Anschluß fand die Verlosung der Startplätze statt.
Inge Fiedler beginnt Samstag vormittag, Rita und Helmut werden am Nachmittag starten.
Schön langsam beginnt sich die Spannung aufzubauen. Abfahrt ins Gelände ist morgen 9.30 Uhr.
Samstag, 5.11.2011
Nach einem herzhaften Frühstück fuhren wir pünktlich im Konvoi zum etwa 20 Minuten entfernten Fährtengelände. Der dortige Stützpunkt: ein edler Bauer, der dem Veranstalter nicht nur seine weitläufigen Felder zur Verfügung stellte, sondern auch eine Halle mit Verpflegung und Toiletten.
Die Wetterbedingungen mit 14-16°C leicht bewölktem Himmel waren hervorragen. So auch das Gelände - durchgesiebter, fast unbewachsener Acker und nahezu ebene Flächen - gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer. Am Vorabend hatte es noch kurz leicht geregnet, wodurch sich die Erde gefestigt hatte und man keine "Stauballergie" zu befürchten hatte.
Nach der Verlosung der Startplätze der ersten beiden Vormittagsgruppen ging es gleich zum ersten Abgangspunkt. Die beiden Gruppenersten, die einzige Schwedin Carina Jonsson und der tschechische Vorjahressieger Miroslav Posposil legten gleich mit je 95 Punkten die Latte sehr hoch.
Unsere erste Starterin, Ingeborg Fiedler zeigte eine sehr schöne Sucharbeit. Betty war trotz der Aufregungen ihres Frauchens am Vortag sehr gelassen am Start und blieb perfekt auf der Fährte. Der Richter Kurt Schafar hätte zwar gerne eine etwas tiefere Nase gesehen und ein überzeugenderes Verweisen der Gegenstände, doch sonst hatte er nichts auszusetzen und bewertete die Arbeit mit 81 Punkten.
Der deutsche Gerhard Keßler schloß sich mit 95 Punkten den beiden Ersten an und die Tschechin Dana Kralova toppte sogar mit 96 Punkten. Eine gleichmäßige Leistung zeigte das französische Team, mit 86 Punkten für Annick Sorino und 85 Punkten für Martine Donze.
Einige gönnten sich eine kurze Mittagspause beim Bauernhof, doch wir mußten gleich weiter, da Rita Pinzjakowitsch um 13.30 Uhr bereits die erste Fährte der Nachmittagsgruppen hatte. Emilia zeigte sich sehr suchfreudig und ging mit tiefer Nase gleichmäßg und zielstrebig über den Acker. Der Richter Kurt Schafar zeigte sich in der Beurteilung sehr erfreut über die korrekte Winkelarbeit und drangvolles Suchverhalten und entließ unsere zweite Starterin mit höchst erfreulichen 96 Punkten.
Die zweite Fährte am Nachmittag in der Gruppe B wurde von unserem Helmut Nagele ausgearbeitet. DeShantyi kämpfte sich sehr tapfer durch das Gelände, hielt die Fährte perfekt - sogar beim ersten spitzen Winkel, der laut Aussagen des Richters Helge Ludwig nur 28° betragen hatte. Helmut erzählte uns anschließend: "Ich dachte, DeShantyi kommt mir wieder entgegen!", so eng war der Winkel. Obwohl sie die Fährte niemals verließ, war sie doch gezwungen öfters zu entlasten, was doch einige Pünktchen kostete - Helmut freute sich über 86 Punkte.
Zeitgleich war der Tscheche Tomas Pospisil mit seinem blonden Rüden unterwegs und schloß mit 92 Punkten ab. Die letzten beiden Starter waren die deutschen Heike Bittner mit 95 Punkten und Hubert Kiefer mit der Tagesbestleistung von 98 Punkten.
Wie man sieht läuft das Turnier auf einem sehr hohen Niveau und Österreich liegt mit Rita vorläufig am 2.Platz. Aber auch Inge und Helmut haben noch gute Chancen ihr Gesamtergebnis morgen noch zu verbessern.
Müde kehren wir in unser Hotel zurück und freuen uns schon auf den morgigen zweiten Turniertag!
Sonntag, 6.11.2011
Gleich vorab die erfreulichste Meldung des Tages: Österreich hat den Vizeweltmeistertitel:
Rita Prinzjakowitsch mit Emilia vom Britzer Garten
Doch nun zu den Einzelheiten: Kurz vor der Abfahrt ins Gelände ereilte mich die Schreckensmeldung, dass Helmut Nagele aufgrund eines unglücklichen Fehlverhaltens seiner Hündin am Morgen disqualifiziert wurde. Ziemlich geschockt traf das ganze österreichische Team beim Fährtenstützpunkt ein. Doch es hieß nun Rita und Inge zu motivieren, ihre Leistungen vom Vortag zu bestätigen oder sogar zu verbessern.
Die Witterung war mit 10° kühler als zuletzt, Hochnebel verhindete großteils, dass uns die Sonne mit ihren wämenden Strahlen beglückte und es wehte ein stetiger Wind. Die Vormittags- und Nachmittagsgruppen und die entsprechenden Richter waren heute vertauscht. Rita loste die dritte Fährte.
Besonderes Pech hatte Tomas Pospisil der mit Armin Hali Gali eine tadellose Leistung zeigte, aber sein Rüde gegen Ende der Fährte einem dringenden Bedürfnis nachgab und so aus 98 Punkten nur mehr 94 wurden. Martine Donze konnte leider mit 81 Punkten ihre Leistung vom Vortag nicht bestätigen, ebenso wie die Deutsche Heike Bittner mit aber noch immer hervorragenden 94 Punkten.
Dann kam Hubert Kiefer, der heurige RZV-Fährtenmeister. Sein Rüde Horant von Arminius ließ Richter Helge Ludwig eigentlich keine Möglichkeit zur Beanstandung und erreichte somit die Höchstnote 100 Punkte. Somit war der Weltmeistertitel vergeben, wozu wir ihm herzlich gratulieren.
Rita hatte diesmal mehr Zeit ihre Hündin einzustellen und ging so "relativ" gelassen an den Start. Emmi zog gleich vom Abgang zügig mit tiefer Nase weg. Weder Verleitungen noch Tierspuren ließen sie vom Weg abweichen. Die Winkelarbeit war vorzüglich und auch die Gegenstände wurden zumeist perfekt verwiesen. Richter Helge Ludwig war sehr von der Arbeit der schon fast 10-jährigen Hündin beeindruckt und vergab 97 Punkte. Die Freude war groß, doch nun begann das große Zittern um den zweiten Platz, denn es gab noch viele Hundeführer mit ähnlich guten Bewertungen vom Vortag.
Der Rüde von Gerhard Keßler mußte sehr deutlich entlasten und erreichte dadurch nur 91 Punkte. Dann wartete schon Inge Fiedler auf ihren Start - ihr erklärtes Ziel: noch ein zweites Mal durchzukommen. Betty begann etwas langsam und müde, fand sich aber nach dem Bogen sehr gut in die Fährte hinein. Sie suchte zwar teilweise nicht mit ganz tiefer Nase, aber zuverlässig und sicher in den Winkeln und nahezu ohne Beanstandung bei den Gegenständen. Richter Helge Ludwig betonte, dass kluge Hunde (wie Betty) eine derart lange Fährte auch mit "Tupfen" sehr gut bewältigen können und vergab 88 Punkte - also auch für Inge eine Steigerung!
Gleich die Nächste war die Schwedin Carina Jonsson deren Rüde Scanderna's Bosco auch sehr beeindruckend bis zum Schluß mit fast stets tiefer Nase suchte, nur vor allem beim Verweisen des letztes Gegenstandes sehr zögernd und schräg absaß. Bei der Belehrung hielten wir den Atem an, da das Urteil nur sehr knapp ausfallen konnte. Und so war es auch, doch glücklicherweise positiv für uns - sie erhielt 97 Punkte, einer zu wenig, um Rita zu schlagen.
Fast zeitgleich war die Tschechin Dana Kralova unterwegs, die ja am Vortag auch wie Rita 96 Punkte erreicht hatte. Doch ihre blonde Hündin hatte gravierende Schwierigkeiten mit einem Winkel und erreichte nur 92 Punkte - ein weiteres Durchatmen!
Nun war nur noch der Vorjahressieger Miroslav Pospisil gefährlich. Für die letzten beiden Fährten mußten wir das Gelände wechseln wieder zurück in die Nähe des Stützpunkts. Die Hündin Cindy von Philippsdorf jedoch war gezwungen doch auch recht häufig zu entlasten und erreichte mit 95 die selbe Punkteanzahl wie am Vortag.
Somit war Ritas zweiter Platz gesichert!
Die letzte Starterin war die Französin Annick Soriano, deren Hündin allerdings sehr an zwitschernden Vögeln interessiert war und leider nur eine 72 erreichte.
Nun freuen wir uns auf die Siegerehrung um 18 Uhr und dann wird gefeiert - die Deutschen haben damit schon am Stützpunkt begonnen!
Herzliche Gratulation an alle Teilnehmer und im Besonderen an Rita Prinzjakowitsch unsere Vizeweltmeisterin!
Montag, 7.11.2011
Bei der Siegerehrung galt der Dank des Präsidenten Peter Thome und Prüfungsleiter Willi Bittner erneut vor allem der wirklich reibungslosen Organisation des Ehepaares Gasterich. Hr. Gatterich (im Bild mit Willi Bittren) hatte speziell die Fährtenleger sorgfältig ausgewählt, um Chancengleichheit für alle Teilnehmer zu gewährleisten. Das ausgewählte unglaublich riesige und nahezu ebene Fährtengelände sucht Seinesgleichen. Wie wir erfahren haben, befanden sich dort früher Braunkohlewerke im Tagbau, welche dann zugeschüttet wurden - daher auch die braune Erde. Aber auch Richter, Fährtenleger und alle übrigen Helfer ist es zu danken, dass diese Veranstaltung wirklich für alle ein großartiges Erlebnis war.
Zuletzt wurden die Teilnehmer zur Siegerehrung gebeten. Unsere Ingeborg Fiedler erreichte immerhin den 9. Platz und Rita Prinzjakowitsch durfte sich über ihren 2. Platz freuen. Alle anderen Teilnehmer erhielten Schirmkappen und Urkunden, sowie einen Fährtenstecken plus Fährtengegenstände. Das war dar einzige Wermutstropfen, denn ich denke zumindest die ersten drei hätten sich schon Pokale verdient.
Alles in allem war es aber eine sehr schöne Veranstaltung und so traten wir mit einem Vizeweltmeistertitel im Gepäck wieder unsere Heimreise an.